Berliner Klassik
Von einer „Berliner Klassik“ zu sprechen, ist ungewohnt. Die Musikkultur der friderizianischen Epoche unter dem Aspekt von Klassik zu betrachten, widerspricht ihrer geläufigen Rubrizierung als Teil der sogenannten Vorklassik. Im Blick auf die Wiener Klassik wird die nach dem Siebenjährigen Krieg fortdauernde Wertschätzung der Musik Grauns und Hasses traditionell als „Stagnation“ (E. Bücken) betrachtet, als Verweigerung vor dem musikgeschichtlichen Fortschritt. Die zögerliche Rezeption der Mannheimer und der süddeutschen Instrumentalmusik ist in der Tat erklärungsbedürftig. Sie hat dazu geführt, daß die norddeutsche Musik bisher – mit Ausnahme der Kompositionen Carl Philipp Emanuel Bachs – ein vergleichsweise geringes Interesse gefunden hat. Kaum zufällig wird die Bedeutung der norddeutschen Musikkultur vor allem in der theoretischen und ästhetischen Reflexion gesehen - der Gegenstand der Reflexion selbst bleibt ausgeklammert. Befunde der Quellenüberlieferung sowie Zeugnisse aus der musiktheoretischen und -ästhetischen Debatte belegen deutlich ein Epochenbewusstsein.
Auch wenn die Begriffe „Klassik“ und „klassisch“ selbst hier kaum Verwendung finden, lassen sich die entsprechende Rezeptionseinstellung sowie Kriterien für die klasische Geltung von Komponisten mühelos auffinden. Die Konfiguration aus Quellenbefunden und literarischen Zeugnissen legt die Deutung der 1740er und 50er Jahre in der norddeutschen Musikkultur als Berliner Klassik nahe. Ausgangspunkt und Zentrum der Argumentation ist die Überlieferung und Rezeption der Musik Carl Heinrich Grauns im 18. Jahrhundert, welche – häufig zusammen mit derjenigen Johann Adolf Hasses – ganz im Zeichen einer Kanonisierung steht. Dabei ist eine Affinität zur friderizianischen Aufklärung sowie zur Empfindsamkeit als Form des Hörverhaltens unübersehbar. Doch spielten bei der Herausbildung der Modellhaftigkeit von Grauns Kunst auch Überlegungen zur nationalen Musikkultur eine Rolle. Die Bezeichnung „Berliner“ Klassik scheint insofern gerechtfertigt, als im Mittelpunkt der Musikrezeption die Brüder Graun stehen und der klassische Rang von Meistern benachbarter Städte und Residenzen seinen Rückhalt in der Musikkultur der preußischen Hauptstadt findet.
om328
Konzert für Viola, Hörner, Streicher und Basso continuo Es-Dur
om275 / Band 6
Konzert für Viola, Streicher und Basso continuo C-Dur (LeeB 2.11)
om217 / Band 5
Konzert für Cembalo und Streicher c-Moll (CSWV:C:11)
om164 / Band 4
Konzert für Cembalo und Streicher G-Dur (CSWV:C:41)
om123 / Band 3
Die sieben ‚Darmstädter‘ Sinfonien
om153 / Band 3
Konzert für Cembalo und Streicher d-Moll
om129 / Band 8
Sonata da chiesa a-Moll
om145 / Band 9
Sonata da camera Es-Dur
om151 / Band 3
Ouverture E-Dur (CSWV:A:2)
om21 / Band 1
Acht Sonaten (GraunWV A:XVII:2 C:XVII:61,64,65,69,70,71,73)
om33 / Band 1
Violinkonzert a-Moll (GraunWV A:XIII:13)
om52 / Band 2
Violinkonzert c-Moll (GraunWV A:XIII:18)
om69 / Band 2
Sonata da camera b-Moll
om70 / Band 3
Sonata da chiesa c-Moll
om94 / Band 4
Trio D-Dur
om95 / Band 5
Trio g-Moll