Produktdetails

om32 / Band 4
Jan Dismas Zelenka (1679–1745)
Miserere d-Moll (ZWV 56)
für Soli und Chor (SATB), 3 Pos, 2 Ob, 2 Vl, 2 Va, Vc und Bc
Herausgegeben von Stephan Thamm
om32
Ausgaben*

Nachdem sich die äußeren Voraussetzungen für die katholische Hofkirchenmusik in Dresden entscheidend verbessert hatten, erhielt der Kontrabassist Jan Dismas Zelenka vom Kurprinzen Friedrich August und der Kurprinzessin Maria Josepha 1722 den Auftrag zur Komposition der Musik für die Gottesdienste der Karwoche. So entstanden die Lamentationes Jeremiae Prophetae ZWV 54, die Responsorien ZWV 55, das Miserere d-Moll ZWV 56 sowie das Benedictus ZWV 206.

Zelenka stammte aus Launowitz (heute Lou’novice) in Böhmen; er hatte seine Schulbildung wahrscheinlich am Prager Jesuitenkollegium Clementinum erhalten und war 1710 Mitglied der sächsisch-polnischen Hofkapelle geworden. Von 1716 bis 1719 studierte er bei J. J. Fux in Wien, nahm aber nach seiner Rückkehr zunächst wieder seinen Platz als Kontrabassist ein.

Die Werke für die Karwoche 1722 bildeten den ersten Kompositionsauftrag des Hofes an Zelenka und standen am Beginn seiner mehr als zwei Jahrzehnte dauernden Tätigkeit für die Dresdner Hofkirchenmusik. Zelenkas Miserere d-Moll stellt auch das älteste erhaltene Werk dieser Gattung im Dresdner Repertoire dar.

In seiner Anlage bietet das Miserere d-Moll einige Besonderheiten. Mit der ausgiebigen Verwendung der Oboen ist die Nähe zu den kurz zuvor entstandenen Triosonaten ZWV 181 spürbar. Bemerkenswerter ist aber die Anweisung zur Ausführung der zweiten Hälfte des vierten Verses: „questo versetto si pol cantare in due maniere, prima come stà, seconda volta si pol cantare con il libro al riverscio.“ Der vierstimmige Abschnitt „et peccatum meum contra me est semper“ ist also zunächst in der notierten Gestalt zu singen. Anschließend soll das Notenblatt (natürlich in alten Schlüsseln) auf den Kopf gestellt und der ganze Satz noch einmal rückwärts gesungen werden, als wolle der Komponist unwiderruflich klarmachen: Man kann es drehen und wenden, wie man will – „meine Sünde steht immer gegen mich“.

(aus dem Vorwort zur Partitur von Gerhard Poppe)

Zurück