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Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Erwählte Pleißenstadt (Apollo et Mercurius) (BWV 216.2 / BWV 216a)
Huldigungskantate
für A, T, Fl 1-2, Streicher und Bc
Herausgegeben von Alexander Grychtolik (Rekonstruktion)

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ISMN 979-0-502341-05-0
Partitur, Broschur, X+54 Seiten
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 25,00 EUR

Im Gegensatz zum kirchenmusikalischen Schaffen sind nur wenige weltliche Kantaten von Johann Sebastian Bach erhalten. Gerade diese spiegeln das Verhältnis des Thomaskantors zum gesellschaftlichen Umfeld seiner Zeit wider.
Als Director musices und darüber hinaus für sein privates Umfeld schuf Bach während seiner Leipziger Schaffensperiode Kantaten für städtische bzw. universitäre Anlässe sowie im Auftrag wohlhabender Bürger. Von der vorliegenden, hiermit erstmals als Rekonstruktionsversuch herausgegebenen Huldigungskantate Erwählte Pleißenstadt (BWV 216.2/ BWV 216a) ist nur der Text als Konzeptschrift erhalten. Es existiert jedoch darüber hinaus das Fragment ihrer unmittelbaren Parodievorlage, der Hochzeitskantate Vergnügte Pleißenstadt (BWV 216.1/ BWV 216). Von deren Originalstimmensatz sind die beiden Vokalpartien Canto und Alto, geschrieben von Christian Gottlob Meißner, überliefert.  Sie tauchten erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts auf, verschwanden jedoch wieder in Privatbesitz, ehe eine sachgerechte Edition erfolgen konnte. Erst 2003 kamen sie in Japan wieder an die Öffentlichkeit und ermöglichten eine Revision der bis dato nur unverbindlichen Veröffentlichung des Kantenfragments in der Neuen Bach-Ausgabe. [...]
Die Umarbeitung der Hochzeitskantate zur vorliegenden Huldigungskantate BWV 216.2 erfolgte aber nicht erneut durch Picander, sondern Bach betraute der Handschrift des überlieferten Librettos zufolge seinen offenbar dichterisch affinen Privatschüler und Kopisten Christian Gottlob Meißner (1707–1760) mit der Aufgabe. Da dieser aber 1731 Leipzig verließ, muss die Huldigungskantate zwischen 1728 und 1731 entstanden sein. Lediglich die Besetzungsangaben „Ten.“
und „Alt.“ im Libretto rühren von Bach selbst her, was auf eine strenge Arbeitsteilung zwischen Librettist und Komponist hinweisen mag. Meißner behielt in den Arien und Duetten die Textstruktur Picanders bei und änderte lediglich die eindeutig auf die Hochzeitsthematik hin gerichteten Passagen im Sinne einer dichterischen Parodie. Das Resultat war eine Allegorie auf die Musik- und Handelsstadt Leipzig, wobei die beiden Flussnymphen Neiße und Pleiße zu den Gottheiten Apollo und Mercurius wurden. [...] Durch die Umdeutung der beiden Protagonisten der Vorlage BWV 216.1 zu den Beschützern von Musik und Handel zielt die Kantatenfassung BWV 126.2 auf die Messestadt und Wirtschaftsmetropole Leipzig und ihre kulturelle Blüte ab. Mit Apollo als Beschützer der Musik wird Bach als städtischer Director musices und Thomaskantor wohl auch seinem Interesse gefolgt sein, eigene Unterstützer zu finden bzw. diesen seinen Dank auszudrücken. Die Erwähnung Leipzigs als „geliebter Handelsplatz“ und der indirekte Hinweis auf die städtische Leitung („die an dem Ruder sitzen“) legen nahe, dass sich die Kantate an wohlhabende Kaufleute oder Mitglieder des Stadtrates bzw. Personen aus dessen Umfeld richtete. Im Gegensatz zu den aufwendig besetzten Ratswahlkantaten, die Bach für das öffentliche Zeremoniell des jährlichen Ratswechsels schuf, scheint die kammermusikalisch gehaltene Huldigungskantate BWV 216.2 wohl eher in einem intimeren Rahmen aufgeführt worden zu sein, z. B. bei einer privaten Feier oder auch als Repertoirestück des Collegium Musicum, das Bach seit dem Frühjahr 1729 leitete.

Aus dem Vorwort von Alexander Grychtolik

 

 

om297/2 (Stimmensatz) ISMN 979-0-502341-06-7
[auf Anfrage]

 

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