Produktdetails

Musik zwischen Elbe und Oder, Bd. 44
om337
Filippo Finazzi (1705-1776)
Sechs Sinfonien für zwei Violinen, Viola und Basso continuo
Herausgegeben von Jürgen Neubacher

om337/1 (Partitur) ISMN 979-0-502342-53-1
om337/2 (Stimmensatz) ISMN 979-0-502342-54-8 (auf Nachfrage)

om337/1
979-0-502342-53-1
Broschur, XXII + 60 Seiten
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 42,00 EUR

Während die hervorstechendste Facette von Filippo Finazzis (1705-1776) Künstlerpersönlichkeit, sein erfolgreiches Wirken als Sänger (Soprankastrat), heute nur noch rezeptionsgeschichtlich nachvollzogen werden kann, aber nicht mehr sinnlich erfahrbar ist, erscheint dagegen eine Einschätzung seiner kompositorischen Bedeutung anhand der überlieferten Kompositionen als durchaus möglich. Nach seiner europaweiten Karriere als gefeierter Sänger, ließ sich Finazzi ab 1745 in Hamburg nieder. Für sein Auskommen sorgte Finazzi hier durch Musik- und Sprachunterricht. Neben der nicht unmaßgeblichen Wertschätzung, die ihm der Dichter Friedrich von Hagedorn entgegenbrachte, war es vor allem der königlich-dänische Geheimrat und vormalige Hamburger Opernmäzen Bendix von Ahlefeldt (1678–1757), der ihn protegierte und seine Dienste bei Feierlichkeiten auf seinem Gut in Jersbek (unweit von Hamburg im Herzogtum Holstein gelegen) in Anspruch nahm. Dieser Konstellation verdanken sich einig aus Finazzis Feder stammende Festmusiken.
Die hier vorgelegten sechs Sinfonien jedoch, die Finazzi 1754 drucken ließ, widmete dieser Herzog Friedrich Carl von Schleswig-Holstein-Sønderborg-Plön (1706–1761), der Finazzi ebenfalls Protektion gewährte. In diesen ist das Bestreben des Komponisten erkennbar, in den insgesamt 18 Sätzen auf kurzweilige Weise unterschiedliche stilistische Aspekte der italienischen Sinfonia zu präsentieren. Stilistisch sind Finazzis Sinfonien, obwohl er als Musiker von der Oper herkam, nicht dem Bereich der italienischen Opern-Sinfonia zuzurechnen (am ehesten noch zeigt die D-Dur-Sinfonie mit ihren kräftigen Akkordschlägen, schnellen Läufen und figurativen Akkordbrechungen Anklänge an die geräuschvollen Effekte der Opern-Sinfonia, deren Funktion in der Ankündigung des nachfolgenden Hauptwerks bestand). Vielmehr handelt es sich bei ihnen, wie indirekt auch die Widmungsvorrede bezeugt, um einen Beitrag zum Typus der für den Vortrag in der Kammer oder im Saal gedachten Konzertsinfonie, die sich in den 1740er und frühen 1750er Jahren vor allem durch das Wirken von Giovanni Battista Sammartini von Mailand aus über ganz Europa Bahn brach. Sie stehen den bis in die 1750er Jahre hinein entstandenen Sinfonien der Berliner Hofkapellmusiker Carl Heinrich und Johann Gottlieb Graun, Franz Benda und Carl Philipp Emanuel Bach oder nordeuropäischer Komponisten (Johan Helmich Roman, Johann Adolph Scheibe) näher als den italienischen Gattungsbeispielen oder deren Weiterentwicklungen in Wien und Mannheim.

Zurück