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om35 / Band 9
Johann Mattheson (1681–1764)
Der edelmütige Porsenna
für elf Sänger, 2 Clar, 2 Ob, 2 Fl, 2 Vl, Va und Bc
Herausgegeben von Hansjörg Drauschke
om35
Ausgaben*

Das 1702 entstandene „Sing=Spiel“ Der edelmüthige Porsenna ist Johann Matthesons (1681–1764) frühestes vollständig erhaltenes Bühnenwerk. Von der 1699 komponierten Oper Die Plejades des 17-Jährigen ist nur eine Arie überliefert. Trotz der exponierten Stellung, die Porsenna damit in Matthesons Schaffen einnimmt, wurde dieses Werk bisher von der Forschung kaum wahrgenommen. Das ist umso bemerkenswerter, als Mattheson immer wieder betonte, dass er die Opern – d. h. sowohl ihre Komposition als auch ihre aktive Rezeption einschließlich der sängerischen Darstellung – als seine wichtigste „musikalische Universität“ ansah.

Nach seinem Abgang vom Johanneum 1693 war Mattheson bis 1705 „hauptberuflich“ Sänger der Hamburger Oper und bestritt die meisten großen Tenorrollen des Repertoires. Zwischen 1699 und 1711 schuf er sechs eigenständige Bühnenwerke und beteiligte sich an einem Pasticcio. Seine Opern zeigen ihn durchweg als äußerst experimentierfreudigen Komponisten. In Porsenna kommt diesem experimentellen Moment eine besondere Bedeutung zu. Mattheson verwendet hier nicht nur unterschiedliche Arientypen, er reizt vor allem die Möglichkeiten expressiver Gestaltung sowohl in den Arien als auch in den Rezitativen stark aus. Unter diesem Aspekt sowie hinsichtlich der musikalischen Formen ist Porsenna im Vergleich zu in zeitlicher Nachbarschaft entstandenen Opern insbesondere Reinhard Keisers sehr modern.

Matthesons Oper liegt das Sujet „Mutius vor Porsenna“ zugrunde, das sich als Paradebeispiel für eine Fabel über den Heldenmut großer Beliebtheit erfreute. Der Stoff stammt aus Titus Livius Geschichtswerk „Ab urbe condita“. Livius’ Bericht wurde u. a. von den Librettisten Niccolò Minato, Friedrich Christian Bressand und Paolo Rolli bearbeitet und von Francesco Cavalli (1665), Antonio Stradella (1679), Reinhard Keiser (1695), Antonio Lotti (1712), Giovanni Bononcini (1695, 1710), Georg Caspar Schürmann (1718) und das Dreigespann Filippo Amadei (Akt I), Bononcini (Akt II) und Händel (Akt III; 1721) vertont. Mattheson wählte das zuvor von Keiser vertonte Libretto Clelia von Bressand, verzichtete auf den ersten Akt und gab der Komposition den Titel Der edelmüthige Porsenna.

(aus dem Vorwort zur Partitur von Hansjörg Drauschke)

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